Crazy Rockers

 

 
                         06.05.2018 - 10:00 Uhr
 Birgit Franz (Mitte) betreut die integrative Tanzgruppe „Crazy Rockers“.
 
 
 
 
 
ESSEN-BERGERHAUSEN.   Die integrative Tanzgruppe „Crazy Rockers“ aus Essen-Bergerhausen reist für Turniere durch halb Europa. Jetzt steht die Weltmeisterschaft an.
 
Die Tanzschritte sitzen, obwohl gerade keine Musik läuft. Die Gruppe „Crazy Rockers“ ist gut im Training und jetzt von der Deutschen Meisterschaft für integrative Paratänze mit vielen Pokalen, einige für Vize-Titel, aus Norderstedt nach Essen zurückgekehrt. Im Juni treten die Mitglieder bei der Weltmeisterschaft in Bremerhaven an.
 
Dabei dachte bei der Gründung im Januar 2014 noch niemand an eine Trophäenjagd, die sie durch halb Europa führen sollte. Damals wollten geistig und körperlich Behinderte aus der Wohngruppe des Vereins Integrationsmodell an der Billebrinkhöhe einfach mal Hiphop-Tanz ausprobieren, zusammen mit Tanzpartnern ohne Behinderung. Aber ihr Trainer Thomas Püttmann-Lentz hatte sie dann bei der Deutschen Meisterschaft in der Para-Klasse angemeldet. Die Herausforderung nahmen sie an.
 
„Es geht uns aber nicht ums Gewinnen, sondern darum, Spaß zu haben“, sagt die neueste Tänzerin Fikria Aabbaz, die aus einer anderen Wohngruppe dazugestoßen ist. Das inzwischen titelgekrönte Hobby macht der elfköpfigen Gruppe weiterhin Freude, bedeutet ihr aber noch sehr viel mehr: „Durch Tanz drücken wir unsere Gefühle aus“, sagt Aabbaz, „Wenn man tanzt, vergisst man alle seine Sorgen und lässt sich emotional fallen.“
 
Jubel des Publikums stärkt das Selbstbewusstsein
Einen enormen Nutzen dieses Hobbys sieht auch Birgit Franz, die die Crazy Rockers betreut und die Wohngruppe an der Billebrinkhöhe leitet: Das regelmäßige Training verbessere bei einigen Bewohnern mit einer Körperbehinderung nämlich, was sie im Alltag zu leisten im Stande sind. So habe etwa ein Gruppenmitglied anfangs noch Probleme gehabt, selbstständig die Treppe zu steigen, „das klappt jetzt sehr viel besser“, lobt Franz.
 
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 Fikria Aabbaz und Stefan Banaschik zeigen stolz den Trophäenschrank mit Pokalen von deutschen und niederländischen Turnieren und von Weltmeisterschaften.
Fikria Aabbaz und Stefan Banaschik zeigen stolz den Trophäenschrank mit Pokalen von deutschen und niederländischen Turnieren und von Weltmeisterschaften. 
Foto: Klaus Micke
Außerdem stärkten die Auftritte und die Titel das Selbstbewusstsein der Hobbytruppe. „Die Leute jubeln alle, wenn wir auf die Bühne kommen“, schwärmt Anita Raasch und Birgit Franz ergänzt, dass das durchaus gut tausend Menschen sind. „Wenn die Zuschauer begeistert sind, dann wissen wir, wofür wir das alles machen“, sagt Jochen Lipski.
 
Freude bereitet den Crazy Rockers allerdings auch, dass sie durch die Turniere die Gelegenheit bekommen, fremde Städte in Europa zu bereisen. In Kopenhagen sind sie etwa bereits angetreten, auch in Graz. „Rimini war besonders cool“, erinnert sich Lipski, „da haben wir am Strand trainiert, bei Meeresrauschen.“ Zudem sind sie dort 2015 Weltmeister geworden.
 
Turnierreisen fühlen sich wie kleine Urlaube an
Ohnehin fühlen sich die Meisterschaftsreisen auch immer wie kleine Urlaube an. „Wir wollen ja nicht nur die Halle sehen“, sagt Birgit Franz. Daher verbindet die Gruppe mit ihren Wettkämpfen immer auch Ausflüge, auf denen sie die Städte und ihre Sehenswürdigkeiten kennenlernen.
 
Wenngleich sie alle auf Bremerhaven und die Nordsee gespannt sind, hoffen sie jedoch, dass eine Weltmeisterschaft sie bald nach Frankreich führt. „Wir wollen so gerne nach Paris“, sagt Fikria Aabbaz. Das Schönste wäre aber, da sind sich alle einig, eine Meisterschaft in der Heimat, vor Verwandten und Freunden. „In der Grugahalle anzutreten, das wäre schon was“, sagt Jochen Lipski. „Dann wird der Saal aber richtig voll.“
 
Teilnahme an den Weltmeisterschaften ist kostspielig
Denkbar seien auch Weltmeisterschaften in Japan oder Brasilien, so Franz. Aber sie ist froh, dass sie bisher nur in Europa waren. Denn der Gruppe mit Betreuern, gut 20 Menschen, die Teilnahme zu ermöglichen, sei schwierig, etwa 6500 Euro koste dies. „Sponsoren können wir immer gebrauchen“, sagt Birgit Franz, die Spenden und Fördergeld besorgt, bisher erfolgreich.
 
Selbst wenn künftig aus finanziellen Gründen keine Weltmeisterschaften mehr möglich sein sollten, Fikria Aabbaz ist sich ganz sicher: „Unsere Gruppe bleibt bestehen. Denn sie ist sehr lustig und wir haben immer viel zu lachen.“
 
>> Weitere Mitglieder und Sponsoren gesucht
Die Crazy Rockers suchen noch Mitstreiter mit oder ohne Behinderung. Sie sind eine offene Gruppe zwischen 20 Jahren und Anfang 60. Trainiert wird momentan, wegen der WM des Verbands TAF, zweimal pro Woche: dienstags um 17.30 Uhr im Forum Billebrinkhöhe, samstags um 11 Uhr in der ADTV Tanzschule Lentz in Rüttenscheidt.
Die Crazy Rockers treten auch bei Benefizveranstaltungen auf.
Gesucht werden auch Sponsoren; Kontakt: Birgit Franz, 
254628, franz@im-essen.de
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Birgit Franz (Mitte) betreut die integrative Tanzgruppe „Crazy Rockers“.
 
 
 
 
 Fikria Aabbaz und Stefan Banaschik zeigen stolz den Trophäenschrank mit Pokalen von deutschen und niederländischen Turnieren und von Weltmeisterschaften.
 

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